Das Kirchenjahr

Die Feste im evangelischen Jahreskreis mit den ihnen zugeordneten liturgischen Farben

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oder Auszug aus WIKPEDIA

Das evangelische Kirchenjahr

Reformationszeit

Die Reformatoren maßen kirchliche Tradition am Mensch gewordenen Wort Gottes, Jesus Christus. Sie relativierten darum prinzipiell alle Marien-, Heiligen-, Apostel- und auch Herrenfeste, sofern sie sich nicht biblisch und christologisch begründen und in das als Herrenjahr verstandene Kirchenjahr einfügen ließen. Entscheidend, so Martin Luther in der Deutschen Messe 1526, sei eigentlich nur die regelmäßige Gemeindeversammlung zum Hören der Schriftlesung, Predigt und Empfang des Abendmahls. Huldrych Zwingli ließ das Abendmahl nur viermal jährlich – Ostern, Pfingsten, Allerheiligen und Weihnachten – feiern. Für ihn konnten Gottesdienste notfalls auch an anderen Wochentagen stattfinden, wenn die Arbeit es verlangte.

Ein von Melanchthon verfasster Festkanon bewahrte neben den Herrenfesten Weihnachten, Beschneidung (Circumcionis), Epiphanias, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten auch drei Marientage – Purificationis, Annuntiationis und Visitationis – sowie Johannis-, Michaelis-, Aposteltage und das Maria-Magdalena-Fest. Viele evangelische Kirchen orientierten sich im 16. Jahrhundert daran, ließen aber regional verschieden einige Feste davon weg oder ergänzten andere. Sie verlängerten Weihnachten, Ostern und Pfingsten um je einen Tag, betonten das letzte Mahl am Gründonnerstag (die Chrisammesse entfiel), den Karfreitag und das Trinitatisfest, nach dem bis heute die Sonntage danach bis zum Advent gezählt werden.

Dieser Kirchenjahresstruktur folgte das Book of Common Prayer (1549). Die Confessio Helvetica posterior (1566) empfahl zudem, dem Vorbild der Heiligen zu folgen, ohne diesen eigene Festtage zu widmen. Auch Märtyrer der eigenen Gegenwart erhielten solche einfachen Gedenktage. In Norddeutschland wurden die Quatember bewahrt: die erste Advents- und erste Passionswoche, die Woche vor Pfingsten und erste Oktoberwoche. In manchen evangelischen Kirchen wurden sie für Katechismusübungen verwendet; die Anglikanische Kirche ordiniert in ihnen ihre Pastoren. Im letzten Quatember liegt der Buß- und Bettag.

Die heutige evangelische Ordnung des Kirchenjahres in Deutschland kann den Agenden und zugehörigen Perikopenordnungen für Bibellesungen und Predigttexte entnommen werden. Sie entspricht weithin der von den Reformatoren vorgefundenen frühmittelalterlichen Ordnung, die im 19. Jahrhundert durch zusätzliche Predigttexte ergänzt und durch die Eisenacher Kirchenkonferenz 1896 vereinheitlicht wurde. Die letzte umfassende Revision wurde in den 1970er Jahren vollzogen, kleinere Änderungen wurden mit dem Evangelischen Gottesdienstbuch 1999 eingeführt.[4] Die Reformierte Kirche blieb sowohl der Agende als auch der Perikopenordnung gegenüber lange distanziert. Heute folgt die Reformierte Liturgie dem evangelischen Schema.

Das evangelische Kirchenjahr beginnt wie das katholische mit der ersten Vesper zum ersten Adventssonntag und endet am Samstag vor dem ersten Advent. Es teilt die Hauptfeste und zugehörigen Festzeiten sowie einige Sonderfeste, vor allem Neujahr und Erntedank. Advent und Passionszeit sind auch hier eine Buß- und Fastenzeit, die der Vorbereitung auf das jeweilige Hauptfest dient. Der 4. Advent kann auf den 24. Dezember fallen, da dieser erst mit der Christvesper (1. Vesper) zur eigentlichen Weihnachtszeit gehört; der Heiligabend ist der Vorabend des Christfestes. Der zweite Christtag am 26. Dezember wird als Nachfeiern von Weihnachten und auch als Gedenken an den Erzmärtyrer Stephanus begangen. Der Neujahrstag wird als Tag der Namensgebung und Beschneidung Jesu gefeiert und bildet zugleich das Ende der Weihnachtsoktav. Die Weihnachtszeit endet mit Epiphanias am 6. Januar.

Abhängig vom Ostertermin umfasst die Zeit nach Epiphanias mindestens einen und höchstens sechs Sonntage; beim frühestmöglichem Ostertermin bleibt nur ein Zwischensonntag, der dann „Letzter Sonntag nach Epiphanias“ heißt. Dieser obligatorisch gefeierte Sonntag beinhaltet das Fest der Verklärung Christi und verdrängt anders als die anderen Sonntage nach Epiphanias auch das Proprium des Festes der Darstellung des Herrn (Lichtmess).

Die vier Adventssonntage und die Sonntage nach dem Fest der Verklärung Christi bis Palmarum und nach Ostern tragen traditionelle Namen, die den ersten Worten des jeweiligen lateinischen Introitus entsprechen.

Advent:

  • 1. Advent: Ad te levavi
  • 2. Advent: Populus Sion
  • 3. Advent: Gaudete
  • 4. Advent: Rorate

Die drei Sonntage

  • Septuagesimae oder Circumdederunt,
  • Sexagesimae oder Exsurge und
  • Quinquagesimae oder Estomihi

zur Vorfastenzeit oder Vorpassionszeit. Die Passionszeit beginnt mit dem Aschermittwoch. Ihm folgen die sechs Sonntage:

In der Karwoche liegen Gründonnerstag und Karfreitag.

Mit der Feier der Osternacht wird das Osterfest begangen; es beginnt die Österliche Freudenzeit. Dazu gehören Ostermontag, die Osteroktav und die Sonntage nach Ostern:

Nach dem Pfingstfest und dem Pfingstmontag folgt die Pfingstoktav. Am Sonntag nach Pfingsten steht das Trinitatisfest, an dessen Vorabend die Osterzeit endet. Die höchstens 24 folgenden Sonntage werden nach Trinitatis gezählt; die genaue Anzahl ist abhängig vom Ostertermin. Der zehnte Sonntag nach Trinitatis wird heute als Israelsonntag begangen. Ihm folgen das Erntedankfest, das zumeist am Sonntag nach Michaelis begangen wird, und der Reformationstag am 31. Oktober. Am 1. November feiern einzelne lutherische Kirchen den Gedenktag der Heiligen. Am Ende des Kirchenjahres stehen der Drittletzte, der Vorletzte und der Letzte Sonntag des Kirchenjahres. An diesem letzten Sonntag, dem Ewigkeitssonntag, im Volksmund Totensonntag genannt, gedenkt die Gemeinde der Verstorbenen des Jahres.

Der dem Ewigkeitssonntag vorausgehende Mittwoch ist der Buß- und Bettag, der heute in Deutschland nur noch in Sachsen arbeitsfrei ist. In 25 der 26 Schweizer Kantone wird er als Eidgenössischer Dank-, Buss- und Bettag am dritten Sonntag im September begangen, lediglich im Kanton Genf findet der dort sogenannte Genfer Bettag als arbeitsfreier Feiertag am Donnerstag nach dem ersten Sonntag im September statt.

Gedenktage und kleinere Feste

Hauptartikel: Heiligenkalender

Evangelische Agenden enthalten ferner folgende Gedenktage und kleinere Feste: